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Möglichkeiten zur Verhütung gibt es viele. Abgesehen von der mechanischen Verhütung mit Kondomen ist besonders die hormonelle Kontrazeption durch die Antibabypille sehr weit verbreitet und auch einer der sichersten Wege. Viele Frauen scheuen sich jedoch vor der hormonellen Belastung sowie den auftretenden Neben- und Wechselwirkungen und suchen nach Alternativen, die den natürlichen Hormonhaushalt nicht künstlich beeinflussen. Dementsprechend zeichnet sich ein Trend zu natürlichen Verhütungsmethoden ab.

Sicher oder nicht?

Eines ist sicher: Im Vergleich zu nicht-natürlichen Verhütungsmaßnahmen sind natürliche Verhütungsmethoden weniger zuverlässig. Das liegt daran, dass viele natürliche Methoden der Verhütung auf genauste Beobachtung des eigenen Körpers beruhen. Durch oftmals auftretende Unregelmäßigkeiten wie Krankheit, Stress, unregelmäßigen Schlafrhythmus, Alkoholkonsum oder Reisen kann der übliche Rhythmus des Körpers jedoch sehr leicht aus dem Takt gebracht werden, wodurch die Zuverlässigkeit der natürlichen Verhütung erheblich eingeschränkt wird. Bei einer Kombination aus zwei verschiedenen Wegen zur natürlichen Verhütung und deren disziplinierter Ausführung steigt jedoch auch deren Sicherheit.

Pearl-Index

Der Pearl-Index ist die maßgebliche Methode, anhand derer man die Sicherheit einer Verhütungsart bestimmen kann. Anhand des Pearl-Index wird ersichtlich, wie viele von 100 Frauen, die eine bestimmte Methode ein Jahr lang angewendet haben, im Durchschnitt schwanger geworden sind. Je kleiner der Pearl-Index einer Verhütungsmethode also ist, desto sicherer ist diese Art der Verhütung.

Basalt-Temperaturmethode

Bei der Basalt-Temperaturmethode handelt es sich um die wohl am weitesten verbreitete natürliche Arte der Verhütung. In vielen Fällen wird diese Verhütungsmethode mit Hilfe eines speziellen Computers praktiziert, man kann sie jedoch auch ohne Computer anwenden. Bei dieser Methode trägt eine Frau jeden Morgen nach dem Aufstehen zur gleichen Uhrzeit, nachdem sie mindestens sechs Stunden geschlafen und ihre Körpertemperatur gemessen hat, diese ganz genau in eine Tabelle ein. Wird diese Messung regelmäßig vorgenommen und eingetragen, tritt eine Kurve zu Tage, die einen kleinen Anstieg der Körpertemperatur von etwa einem halben Grad zeigt und bis zur folgenden Menstruation der Frau anhält. Ungefähr einen Tag, nachdem dieser Temperaturanstieg auftritt, findet der weibliche Eisprung statt. Zu diesem Zeitpunkt ist eine Frau am fruchtbarsten. Die unfruchtbaren Tage einer Frau beginnen ab dem dritten Tag des Temperaturanstiegs und enden mit dem Beginn der Menstruation. Da Spermien jedoch bis zu drei Tage lang im weiblichen Körper überleben können, sind mindestens fünf oder sechs Tage vor dem Anstieg der Temperatur als unsichere, beziehungsweise fruchtbare Tage zu bewerten. In diesem Zeitraum sollte man zur Empfängnisverhütung zusätzlich nicht-natürliche Kontrazeptiva wie Kondome einsetzen. Der Pearl-Index dieser Verhütungsmethode liegt etwa zwischen 0,8 und 3. Empfehlenswert ist die Basalt-Temperaturmethode ausschließlich für Frauen mit hoher Disziplin, die einen sehr regelmäßigen Zyklus und einen geregelten, kontinuierlichen Tagesablauf haben.

Hormonmessung

Auch durch regelmäßiges Messen des weiblichen Hormonhaushaltes lassen sich die fruchtbaren Tage bestimmen, da während dieser der Gehalt an Östrogenen und LH-Hormonen deutlich steigt. Durch den Morgenurin einer Frau lassen sich diese Hormone nachweisen. Mit Hilfe eines kleinen Computers und eines Teststäbchens können Frauen ab dem ersten Tag ihrer Periode den Hormongehalt in ihrem Urin messen. Anhand der regelmäßigen Messungen errechnet der Computer die fruchtbaren und die sicheren Tage einer Frau und macht diese anhand eines Lämpchens oder einer Anzeige, abhängig vom Hersteller des Computers, sichtbar. Während der fruchtbaren Tage ist das Anwenden von anderen, etwa chemischen oder mechanischen Verhütungsmitteln notwendig. Der Pearl-Index der Verhütung per Hormonmessung liegt mit 5 bis 6 relativ hoch, daher empfiehlt es sich, diese Verhütungsmethode mit einer zweiten zu kombinieren. Zudem entstehen durch die Anschaffung des Computers und der regelmäßig zu verwendenden Teststreifen relativ hohe monatliche Kosten. Frauen, die diese Art der Verhütung anwenden möchten, müssen einen Zyklus von mindestens 24 und höchstens 34 Tagen haben.

Billings-Methode

Diese Verhütungsmethode, benannt nach dem australischen Arzt John Billings, beruht auf der Analyse des Scheidensekrets, auch Zervix-Schleim genannt. Da die vom weiblichen Körper ausgeschütteten Hormonmengen während des Zyklus variieren, verändert sich auch das Scheidensekret in seiner Beschaffenheit. Wenn ein Eisprung stattfindet, wird der Zervix-Schleim klarer und dünnflüssiger, was den Spermien ein leichteres Durchkommen ermöglicht. Während der fruchtbaren Tage lässt sich der Schleim zu einem mehr als sechs Zentimeter langen Faden ziehen, er ist „spinnbar“. Beobachtet und analysiert eine Frau ihren Zervix-Schleim jeden Morgen, kann sie lernen, anhand seiner Konsistenz ihre fruchtbaren Tage zu bestimmen. Diese beginnen, sobald ihr Scheidensekret sich verändert und flüssiger und klarer wird. Allerdings braucht es für diese Verhütungsmethode sehr viel Übung und ein geschultes, scharfes Auge. Da sich das Scheidensekret durch andere Faktoren wie Scheideninfektionen, körperliche und psychische Belastung jedoch ebenfalls verändern kann, ist diese Methode relativ unsicher, was auch der Pearl-Index mit einem Wert von mindestens 5 unterstreicht. Als alleinige Methode zur Empfängnisverhütung ist die Billings-Methode daher nicht zu empfehlen.

Kalender-Methode

Die Kalender-Methode, auch nach ihren Erfindern Knaus-Ogino-Methode genannt, beruht auf der Ermittlung der fruchtbaren Tage anhand eines Kalenders. Nachdem der persönliche Zyklus einer Frau durch Beobachtungen über einige Monate hinweg ermittelt wurde, lassen sich in etwa die fruchtbaren Tage feststellen. Bei einem Zyklus, der im Durchschnitt 28 Tage beträgt, gilt der Zeitraum zwischen dem 12. und dem 18. Tag, ab dem ersten Tag der letzten Menstruation gerechnet, als fruchtbar, man sollte dann also keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Diese Verhütungsmethode ist mit einem Pearl-Index von mindestens 9 jedoch sehr unsicher, da es viele, teilweise unbemerkte Faktoren gibt, die die Dauer des Zyklus beeinflussen und verändern können. Daher sollte die Kalender-Methode nicht als alleinige Verhütungsmethode eingesetzt werden.

Symtothermale Methode

Bei der symtothermalen Verhütungsmethode werden zwei natürliche Verhütungsarten, nämlich die Billings-Methode und die Thermometermethode, miteinander kombiniert. Zusätzlich untersucht die Frau ihren Muttermund regelmäßig, der während der fruchtbaren Tage viel weicher ist als sonst und zusätzlich von Scheidensekret bedeckt ist. Auch die Öffnung des Muttermundes ist während der kritischen Tage größer. Diese kombinierte Verhütungsmethode ist mit einem Pearl-Index von lediglich 0,3 sehr sicher.

Absolutes No-Go: Coitus interruptus

Dringend abzuraten ist von der Anwendung des Coitus interruptus, bei dem der Mann vor seiner Ejakulation den Penis aus der Vagina seiner Partnerin zieht, um ein Eindringen von Spermien zu verhindern. Sperma tritt jedoch in einer kleinen Menge schon vor dem eigentlichen Samenerguss aus. Man spricht hier vom so genannten Lusttropfen, der für eine Befruchtung vollkommen ausreichen kann. Außerdem gelingt es Männern nicht immer, den Zeitpunkt ihrer Ejakulation genau abzuschätzen, so dass es sehr schnell einmal „zu spät“ sein kann. Dementsprechend hoch ist auch der Pearl-Index des Coitus interruptus, der zwischen 4 und 18 beträgt. Als Verhütungsmethode lässt sich das also kaum bezeichnen.