Wir tun es alle. Jeden Tag, überall, mit den verschiedensten Personen, mal mehr, mal weniger oft. Reden ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit, ein notwendiges Mittel, um mit den Mitmenschen zu kommunizieren, seine Wünsche, Bedürfnisse, Ängste und Zweifel auszudrücken. Gerade deshalb ist es verwunderlich, dass ausgerechnet die Kommunikation mit dem Beziehungspartner ungeahnte Probleme aufwirft. Mit einem Mal scheint die selbstverständlichste Sache der Welt unendlich kompliziert und verfahren und nicht wenige Beziehungen scheitern daran. Kein Wunder, denn nicht etwa das Liebesleben schweißt verliebte Paare über die Jahre noch fester zusammen, sondern das Reden miteinander, der stetige Austausch der beiden Partner ist gewissermaßen der Klebstoff, der die Beziehung fest zusammenhält.

Schweigen ist Gold? Beziehungskiller Stille

Gelegentliches gemeinsames Schweigen kann durchaus positiv sein, etwa wenn man miteinander auf dem Sofa kuschelnd einen Film ansieht. Ständiges Schweigen ist jedoch alles andere als Gold für eine funktionierende Beziehung. Ganz im Gegenteil: Selbst wenn die noch so kleinsten Probleme nicht angesprochen, sondern des Friedens willen lieber stillschweigend unter den Tisch gekehrt werden, kann das für die Beziehung zum Problem werden. Nach und nach staut sich all der heruntergeschluckte Frust und Ärger im Inneren zu einem großen, zornigen Wutklumpen an – ein unkontrollierter Gefühlsausbruch ist vorprogrammiert. Zudem verspielt man die Chance, den Partner an den eigenen Ängsten, Problemen und Zweifeln teilhaben zu lassen. Der Grundstein des Verstandenwerdens ist somit von vornherein zerstört. Statt miteinander zu reden, kapselt man sich voneinander ab. Ein schleichender Tod für fast jede Beziehung.

Richtig Streiten

Natürlich ist es auch wichtig, wie man miteinander kommuniziert. Ein Streit an sich ist für eine Beziehung nicht schädlich. Gefährlich wird es allerdings, wenn es zu unbedachten, zerstörerischen Streitereien mit Beleidigungen, Vorwürfen und Angriffen auf den Partner kommt. Sprechen Sie bei einem Streit stets aus der Ich-Perspektive und vermeiden Sie verallgemeinernde Vorwürfe wie „Immer machst du…“ oder „Nie kannst du…“. Bleiben Sie bei dem einen, aktuellen Streitpunkt und wärmen Sie keine alten Geschichten auf. Werten Sie Ihren Partner niemals ab, indem Sie zu scharfzüngigen, sarkastischen oder ironischen Kommentaren übergehen. Ein absolutes No-Go sind zudem nonverbale, respektlose Handlungen wie das Abwenden vom Partner oder das Verlassen des Raumes. Streiten Sie nicht im Auto, am Telefon oder nachts im gemeinsamen Bett, denn wenn Sie Ihren Partner nicht richtig sehen können, können Sie auch seine Mimik und Gestik nicht richtig entschlüsseln, was schnell zu Missverständnissen führt. Bleiben Sie während des Streites stets respektvoll und höflich und holen Sie zunächst tief Luft, bevor Sie loslegen, um sich innerlich ein wenig zu beruhigen. Körperliche Gewalt und Drohungen sind ebenso tabu, wie die bereits erwähnten Beleidigungen und Herabsetzungen des Partners.

Positive und negative Kommunikation im Vergleich

Wie gesagt, es gibt Unterschiede in der Art, wie zwei Menschen miteinander reden. Genau diese Unterschiede zeigen sehr deutlich, ob das Paar glücklich oder unglücklich ist. Die Kommunikation glücklicher Paare zeigt viele positive Elemente auf. Ihre Gespräche sind geprägt von gegenseitiger Aufmerksamkeit, Wärme, zärtlichen und liebevollen Worten. Oft sind diese Gespräche harmonisch, die beiden Partner sind nicht selten der gleichen oder einer ähnlichen Meinung. Unterschiedliche Ansichten werden mit Humor genommen und meistens akzeptiert. Zufriedene Paare sind auch bei auftretenden Problemen und Streit darauf bedacht, gemeinsam eine Lösung zu finden, sich intensiv auszutauschen und Kompromisse einzugehen.

Gespräche unzufriedener Paare haben dagegen in vielen Fällen negative Inhalte. Oft laufen die Gespräche nach dem gleichen Muster ab und sind geprägt von Streitlust, Beleidigungen, Spott und verächtlichen Kommentaren, gefolgt vom typischen Rückzugsverhalten. Selbst wenn Aussagen positiv gemeint sind, werden sie statt dessen negativ verstanden. Nonverbale Signale werden in vielen Fällen falsch gedeutet, die zumeist negative Mimik und Gestik steht im Gegensatz zu positiven Aussagen.Tipps zum Durchbrechen der Kommunikationsprobleme

Ist man erst einmal im Teufelskreis des Schweigens oder sich Angiftens gefangen, scheint es schwierig zu sein, einen Ausweg zu finden. Das Durchbrechen dieser Barriere ist aber nicht so unmöglich, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussieht. Wollen Sie also Ihre Beziehung retten, sollten Sie so schnell wie möglich an einer funktionierenden Gesprächsstruktur arbeiten.

Reden – aber wann und worüber?

Für Dauerschweiger ist es gar nicht so einfach, überhaupt einen Gesprächsstoff zu finden. Dabei müssen Sie keinesfalls tiefgründige intellektuelle Dialoge mit Ihrem Partner führen. Ein Meinungsaustausch über den letzten gemeinsam gesehenen Film oder ein wenig Klatsch und Tratsch über die Nachbarn sind allemal ausreichend. Hauptsache, das Thema weckt bei beiden Partnern Interesse. Seien Sie versichert, dass es auch nach vielen gemeinsamen Jahren immer wieder neuen, spannenden Gesprächsstoff gibt. Reden Sie über die nächste Urlaubsreise, einen gemeinsamen Ausflug, gemeinsame Hobbies oder Ihre Familie. Erstellen Sie sich eine Liste mit all den Fragen, die Sie Ihrem Partner schon immer einmal stellen wollten. Egal, worüber Sie sich unterhalten: Miteinander Reden schafft Nähe, Vertrauen und schweißt zusammen. Übrigens: Auch Ihre sexuellen Fantasien und Wünsche sind ein hervorragendes Gesprächsthema! Wenn Sie sich schon seit Längerem gegenseitig anschweigen, hilft das Vereinbaren einer regelmäßigen, terminlich festgehaltenen Redezeit. Machen Sie sich im Vorfeld Gedanken, worüber Sie gern mit Ihrem Partner reden möchten, hören Sie ihm im Gegenzug auch aufmerksam zu und beginnen Sie nicht, über das Gesagte zu streiten. Auch regelmäßige gemeinsame Rituale wie Kochen oder gemeinsam einen Kurs besuchen bieten genug Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch.

Die Kunst des Zuhörens

Eines der wichtigsten Elemente eines guten Gespräches ist ohne Zweifel das Zuhören. Immerhin sollen Sie das vom Partner Gesagte ja auch verstehen. Wenn Sie also nicht aufmerksam zuhören, was Ihr Partner Ihnen mitteilen möchte, oder gar in Gedanken abschweifen, entgehen Ihnen unter Umständen wichtige Dinge, verpassen Sie seine geäußerten Sorgen und Ängste. Mit einem kleinen Aufmerksamkeitstraining bringen Sie Ihre Zuhörerqualitäten schnell wieder auf Vordermann. Setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Partner an einen Tisch. Einer von Ihnen fängt an und erzählt dem anderen einige Minuten lang etwas, wobei eine Küchenuhr gestellt wird. Anschließend wiederholt der Zuhörer das Gesagte sinngemäß. Danach wechseln Sie die Rollen. Sie werden feststellen, dass die Aufgabe anfangs schwieriger ist, als erwartet. Mit ein wenig Übung wird man jedoch schnell zum guten Zuhörer.

Dialoge statt Monologe

Frauen reden eifrig, viel und gern. Ob das ein Vorurteil ist oder der Wahrheit entspricht, sei einmal dahin gestellt und selbstverständlich gibt es auch genügend redselige Männer. Redefreudige Menschen, ganz gleich, welchem Geschlecht sie angehören, haben allerdings in Ihrem Eifer oft die Eigenschaft, den anderen kaum zu Wort kommen zu lassen. Problematisch wird das, wenn der andere Partner eher ein ruhiger Typ ist, also zwei unterschiedliche Redetypen aufeinandertreffen. In solch einem Fall ist es die Aufgabe beider, an dem eigenen Profil zu arbeiten. Redefreudige Menschen sollten sich bremsen und, ganz wichtig, als Zeichen des Respekts den Partner auch ausreden lassen, während ruhigere Personen lernen müssen, aus sich herauszugehen und gewissermaßen ein Wörtchen mitzureden, denn nur eine ausgeglichene Kommunikation ist wirklich zufriedenstellend.